Abenteuer Jungpferde Arbeit

Morgens am Putzplatz. Winterkälte. Als überzeugtes Sommermädel kostet es eine ordentliche Überwindung, mich ihr auszusetzen. Ich schnappe mir ein Halfter mit Führstrick und betrete den Stall. Die Pferde sind noch beim „Frühstück“ und ich lasse mich einen Moment lang ein auf diese wohltuende, friedlich-warme Stimmung. Zufriedenes Schnauben, das Mahlen der Zähne, die winterwuscheligen Pferdekörper, die Ruhe  … ich liebe es!

Drei kastanienfärbige Punkte auf der weißen „Pferdenase“, ein aufmerksam-wacher Blick, langes Mähnenhaar… Nenna erobert bereits durch ihre äußere Erscheinung die Herzen. Ich freue mich auf die nächste halbe Stunde mit ihr! Sie zeigt sich immer neugierig, zugewandt, lernbereit und bemüht und macht so jede Trainingseinheit zum Vergnügen. Heute steht Bodenarbeit am Programm. Wir werden Seitengänge üben, an ihrer Balance arbeiten und einige bereits bekannte Lektionen wiederholen.

Nach diesem warming-up bin ich bereit für die Burschen: Natán, der Halbbruder von Nenna ist mein nächster Kandidat. Sein Spitzname: „mein Herzbua“ beschreibt wie es mir geht mit ihm: von klein auf hat er mich magisch angezogen. Ich habe keine Erklärung für diese „vibes“ , ich brauche auch keine. Das sind diese Geschichten, die vielleicht nur Pferdemenschen wirklich nachvollziehen können. Es gibt sie diese stimmige „Chemie“, diese Übereinstimmung der Wellenlängen, diese Herzensverbindung zwischen Mensch und Pferd.

Auch Natán zeichnet sich aus durch seine freundliche, respektvolle Zugewandtheit, sein Interesse am Lernen und seine Bereitschaft zur Kooperation. Allerdings kostet es mehr Kraft mit ihm zu trainieren. Bei mancher Lektion braucht es bei ihm mehr Überzeugungsarbeit, mehr Geduld.

Der Dritte im Bunde ist Vitus, mein Sonnyboy. Wäre er ein menschlicher Jugendlicher, dann gäbe er den perfekten Klassenkasper ab! Immer zu Späßen aufgelegt, immer am Spielen und Raufen, kurze Konzentrationsspannen auf den „Ernst des Lebens“. Er erschrickt nie vor den diversen Materialien am Reitplatz: Bälle, bunte Tücher, Stangen, Stofftiere,… alles kein Problem. Dafür kann ein aufflatternder Vogel ihn plötzlich aus seiner eigenen Welt reißen und aus der Fassung bringen. Mit ihm arbeite ich anders als mit Nenna und Natán, jedoch mit demselben Ziel: ein freundliches, dem Menschen gegenüber respektvolles Reitpferd, mit einem guten Ausbildungsfundament und einer lernbereiten Haltung.

Die große Freude und Bestätigung unserer Arbeit war bei allen 3 das Anreiten: kein Stress war zu erkennen, es gab keine Abwehrreaktionen, kein Buckeln oder Flüchten. Vielleicht eine kleine Verwunderung, dass wir nicht mehr neben, sondern auf ihnen waren. Natürlich mussten sie ihr Gleichgewicht erst wieder neu finden mit dem Zusatzgewicht auf ihrem Rücken. Man fühlt sich auf den ersten Runden wie auf einem Fahrrad, das auf beiden Reifen einen leichten „Achter“ hat. Aber es war keine Furcht in mir auf diesen ersten Runden. Die Vertrauensarbeit, die Geduld und die Achtsamkeit haben sich gelohnt!

Ich bin immer wieder begeistert von unserem „EquiMosaik“! Jahrzehntelange Erfahrung, unzählige Kurse und Lehrbücher, der Austausch mit anderen Pferdemenschen, viel Selbstreflexion und Feedback von Menschen und Pferden fließen in dieses Ausbildungsmodell, das wir ständig weiterentwickeln möchten. Leben ist nicht statisch, Leben ist Veränderung und Bewegung. Wir lernen täglich dazu und können neue Mosaiksteinchen einbauen in unser Bild der achtsamen Pferdehaltung und -ausbildung. Ein lebenslanges Abenteuer…. 😊

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Ein neues Qualitätssiegel für unseren Hof